Jugendhilfeplanung
Die richtigen Angebote zur richtigen Zeit
Alles, was Kinder, Jugendliche und Familien brauchen: Treffpunkte für Kinder und Jugendliche, Beratungsangebote für Mütter und Väter oder passende Hilfen in den unterschiedlichsten Notlagen müssen in allen Landkreisen und Städten rechtzeitig und ausreichend vorhanden sein. Für die Planung all dieser unterschiedlichen Angebote tragen die rund 600 Jugendämter in Deutschland die Verantwortung. Es sind die Jugendhilfeplanerinnen und -planer, die mit dieser Aufgabe betraut sind. Sie achten darauf, dass die Wünsche, Interessen und Bedürfnisse der jungen Menschen und der Familien im Mittelpunkt stehen. Gemeinsam mit den Menschen, die es betrifft, und den Fachkräften vor Ort werden die Angebote entwickelt, die gebraucht werden.
- Wie werden Kinder und Familien beteiligt?
- Werden am Ende alle Ideen und Wünsche umgesetzt?
- Welche Themen und Fragestellungen beschäftigen die Jugendhilfeplanung?
- Mit wem arbeitet die Jugendhilfeplanung zusammen?
- Was heißt Jugendhilfeplanung konkret?
- Weitere Informationen
- Wie das Jugendamt Alle darüber hinaus unterstützt
Wie werden Kinder und Familien beteiligt?
Die Beteiligung erfolgt je nach Zielgruppe und Thema auf geeignete Weise.
Angebote der Kinder- und Jugendhilfe werden nur dann angenommen, wenn sie die Bedarfe, die Wünsche und Interessen der jungen Menschen und ihrer Familien ausreichend berücksichtigen. Die Fachkräfte in der Jugendhilfeplanung überlegen sich deshalb bei jedem neuen Planungsprojekt, wie die Zielgruppen, also die Kinder, die Jugendlichen oder die Eltern, am besten beteiligt werden können.
Bei der Kindertagesbetreuung sind die Öffnungszeiten ein wichtiges Thema; hierzu können die Eltern schriftlich befragt werden. Wenn es ein Problem mit einer Clique im Stadtteil gibt, werden die Jugendlichen dort nach ihren Ideen und Lösungsvorschlägen gefragt. Was fehlt vielleicht vor Ort? Ein anderes Mal gibt es einen großen Workshop, bei dem die Kinder ihre eigenen Ideen und Vorstellungen zur Gestaltung attraktiver Freizeitangebote einbringen können.
Die Jugendhilfeplaner und -planerinnen führen Beteiligungsverfahren nicht immer selbst durch, sondern tun dies oft in Kooperation mit der jeweiligen Fachabteilung im Jugendamt oder mit den betreffenden Institutionen, wie Schulen, Jugendtreffs, Vereinen, Beratungsstellen oder anderen Jugendhilfeträgern.
Werden am Ende alle Ideen und Wünsche umgesetzt?
In der Praxis kommt es häufig vor, dass am Ende eines Planungsprozesses viele unterschiedliche Ideen und Lösungen auf dem Tisch liegen.
Unter den Fachkräften im Jugendamt und mit den Mitgliedern des Jugendhilfeausschusses werden mögliche Vor- und Nachteile, Chancen und Risiken der einzelnen Projektideen erörtert. Diese Diskussionen und Auseinandersetzungen sind in der Jugendhilfe unverzichtbar. Neben rein fachlichen Aspekten müssen die Städte und Landkreise auch die Kosten im Blick behalten. Nach diesem Diskussionsprozess und der sorgfältigen Abwägung aller Aspekte erfolgt die Entscheidung für oder gegen eine Projektidee.
Welche Themen und Fragestellungen beschäftigen die Jugendhilfeplanung?
Eines der größten Planungsthemen in Städten und Landkreisen ist nach wie vor das Thema Kinderbetreuung.
Es müssen ausreichend Plätze in Kindertageseinrichtungen und in der Kindertagespflege zur Verfügung stehen. Dabei muss einerseits geprüft werden, wie viele Kinder wo geboren werden, die einen Platz benötigen, wie viele Zu- und Wegzüge sowie Neubaugebiete es gibt, welchen Betreuungsbedarf die Eltern haben, und andererseits wie viele Plätze wo bereits vorhanden sind, um den erhobenen Bedarf zu decken. Fehlen Plätze, müssen bestehende Kitas erweitert oder gleich neue gebaut werden.
Ein weiteres Thema sind Unterstützungsangebote für (werdende) Eltern. Mit der Geburt eines Kindes ändert sich das Leben schlagartig von heute auf morgen. Elternsein ist nicht immer leicht und stellt Mütter und Väter vor große Herausforderungen. Es ist Aufgabe der Jugendhilfeplanung, sicherzustellen, dass es ausreichend bedarfsgerechte Angebote für sie gibt, und zwar vor Ort. Dies können von Fachkräften begleitete Eltern-Cafés zum Austausch über Erfahrungen und Probleme sein, Familienhebammen, die die Eltern bis zu einem Jahr begleiten und ihnen bei der Pflege ihrer Kleinkinder beratend zur Seite stehen, oder auch Anlaufstellen bei finanziellen oder gesundheitlichen Problemen.
Die Jugendhilfeplanung unterstützt auch Kinder und Jugendliche beim gelingenden Aufwachsen. Sie sorgt dafür, dass genügend Freizeit-, Ferien- und Bildungsangebote für Kinder und Jugendliche zur Verfügung stehen. Dazu zählen nicht nur Angebote der interessenorientierten Freizeitgestaltung, sondern auch Maßnahmen zum Schutz der Kinder und Jugendlichen, zum Beispiel vor Alkohol und Drogen, aber auch vor Mobbing und sexuellen Übergriffen. Zusammengefasst geht es darum, Kinder und Jugendliche stark zu machen und eine sichere, aber auch attraktive Umwelt zu schaffen und zu erhalten.
Die Integration von Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund ist in allen Städten und Landkreisen eine Aufgabe für die gesamte Gesellschaft. Die Jugendämter übernehmen hierbei eine ganz wesentliche und bedeutsame Aufgabe. Mit den Betroffenen und für die Betroffenen werden geeignete Hilfe- und Unterstützungsangebote entwickelt. Dies können Sprachkurse oder auch spezielle Angebote der Jugendarbeit zur Integration in die Gesellschaft sein. Während es vor einigen Jahren vor allem um die Schaffung von Wohn- und Unterbringungsmöglichkeiten für geflüchtete junge Menschen ging, steht jetzt die gelingende Integration der Kinder, Jugendlichen und ihrer Familien im Zentrum.
Mit wem arbeitet die Jugendhilfeplanung zusammen?
Jugendämter haben die Planungsverantwortung für die Kinder- und Jugendhilfe in ihrem Zuständigkeitsbereich und arbeiten deshalb mit allen geeigneten Partnern zusammen.
Sie müssen dafür sorgen, dass die erforderlichen Angebote und Leistungen rechtzeitig und ausreichend zur Verfügung stehen. Jugendhilfeplanung ist die Voraussetzung dafür, dass die Jugendämter dieser Aufgabe nachkommen können. Dabei müssen die Jugendämter nicht alle Leistungen selbst anbieten, denn laut Gesetz haben die Leistungen freier Träger Vorrang. Demnach ist es Aufgabe der Jugendhilfeplanung, die Leistungen freier Träger aufeinander abzustimmen und mit den Leistungen des Jugendamtes zu ergänzen, um so ein bedarfs- und sozialraumorientiertes Gesamtpaket zu allen Facetten existierender Jugendhilfeleistungen für Kinder, Jugendliche und Eltern zur Verfügung zu stellen.
Jugendhilfeplanung ist Netzwerkarbeit. Jugendhilfeplanungsfachkräfte arbeiten auf verschiedenen Ebene mit unterschiedlichen Gremien, Institutionen und Zielgruppen zusammen. Dazu gehören
- der Jugendhilfeausschuss als politischer Entscheidungsträger über die Maßnahmen des Jugendamtes sowie themenspezifische Arbeitsgemeinschaften
- Fachabteilungen aus dem Jugendamt
- Jugendhilfeträger (beispielsweise Wohlfahrtsverbände, Erziehungsberatungsstellen, Jugendtreffs, Kitas, Heimeinrichtungen, gemeinnützige Vereine…)
- Bildungsträger (zum Beispiel Schule, Institutionen der Aus- und Weiterbildung)
- die Gesundheitshilfe (beispielsweise Krankenhäuser, Ärztinnen, Therapeuten, Psychologinnen, Hebammen, Gesundheitsamt)
- Sozialhilfeträger (zum Beispiel Jobcenter, Sozialamt)
- Ordnungsbehörden (beispielsweise Polizei, Ordnungsamt)
- Kinder, Jugendliche und Familien
Der Erfolg von Jugendhilfeplanung wird von der Kooperation und Beteiligung der Akteure bestimmt und ist somit ein kommunikativer, diskursgeprägter Prozess.
Was heißt Jugendhilfeplanung konkret?
Die Planungsfachkraft koordiniert alle Prozesse rund um die geplanten Vorhaben.
Die Jugendhilfeplanung muss für jedes Planungsvorhaben
- analysieren, welches Ziel genau verfolgt wird,
- wen es betrifft und wer am Prozess zu beteiligen ist,
- welche finanziellen, zeitlichen und personellen Ressourcen für die Planung vorhanden sind,
- und daraus eine konkrete Zeit- und Aufgabenplanung erstellen, die Zielsetzung und Ressourcen aufeinander abstimmt.
Darüber hinaus ist immer wieder neu festzulegen:
- Was ist die geeignete Beteiligungsform?
- Wie können die Zielgruppen zur Mitarbeit motiviert werden?
- Welche unterschiedlichen Interessen gibt es?
- Wie können diese miteinander ins Gespräch gebracht werden?
- Wer macht genau was?
- Wie werden Ergebnisse ausgewertet, abgestimmt, aufbereitet?
Weitere Informationen
Jugendhilfeplanung als Kreislauf
Bestandserhebung - Bedarfsermittlung - Maßnahmenplanung
Wenn Angebote geplant und umgesetzt werden, folgt die Planung einem wiederkehrenden Kreislauf. Zunächst müssen die Ziele festgelegt werden: Was genau ist der gesetzliche Auftrag, was soll fachlich oder politisch erreicht werden?
Keine Planung ohne Bestandserhebung: Vor jeder neuen Planung muss die Frage beantwortet werden, welche Angebote, Dienste und Einrichtungen bereits vorhanden sind und wie diese angenommen werden.
Was wird gebraucht? An die Bestandsaufnahme schließt sich die genaue Ermittlung des Bedarfs an. Welche Wünsche, Interessen und Bedürfnisse haben die Betroffenen? Wichtig ist dabei immer auch der Blick in die Zukunft, die Prognose: Wie werden sich in der Zukunft die Bedarfe der Betroffenen entwickeln?
Erst dann geht es in die konkrete Planung des jeweiligen Vorhabens. Was wird für die neuen Angebote, Dienste und Einrichtungen benötigt?
Mit der Schaffung neuer Angebote allein ist es nicht getan. Planung schließt auch immer eine Kontrolle ein: Erfüllen die neu geschaffenen Angebote, Dienste und Einrichtungen die gesetzten Ziele?
Von der Jugendhilfeplanung zur integrierten Sozialplanung
Jugendhilfeplanung ist Teil der Sozialplanung einer Kommune.
Die Träger der öffentlichen Jugendhilfe sollen darauf hinwirken, dass die Jugendhilfeplanung und andere örtliche und überörtliche Planungen aufeinander abgestimmt werden und die Planungen insgesamt den Bedürfnissen und Interessen der jungen Menschen und ihrer Familien Rechnung tragen.
Jugendhilfeplanung in der Praxis
Die Jugendhilfeplanung ist bunt aufgestellt.
Es gibt nicht die eine Jugendhilfeplanung.
Sie ist in den Jugendämtern sehr vielfältig und unterschiedlich aufgestellt. Obwohl alle Jugendämter denselben Gesetzen unterliegen, sieht die Jugendhilfeplanung überall etwas anders aus. Es gibt unterschiedliche Schwerpunkte, Weisungskompetenzen, Formen der Kooperation und Beteiligung sowie Netzwerke innerhalb und außerhalb des Jugendamtes.